Schwanger mit Zwillingen – Papa Metin erzählt (2/3)
Man liest ja viel, dass nur 4% der Kinder zum errechneten Geburtstermin kommen. Bei Mehrlingen rechnet man generell damit, dass sie früher kommen. Zuerst hätte es der 22.02.2022 sein sollen. Aber die Kleinen hatten andere Pläne und meldeten sich fast einen Monat früher. An dem Tag war sowieso eine Kontrolle geplant. Der Blasensprung am Morgen um 08:15 Uhr machte den Tag deutlich aufregender.
Wir haben uns ruhig verhalten da keine Wehen zu spüren waren. Jacky hat noch geduscht, ich habe im Krankenhaus angerufen, den bereits gepackten Koffer in die Hand genommen und los sind wir.
Fun Fact: Ein Blasensprung heisst noch lange nicht, dass die Wehen losgehen und die Kinder kommen. Das kann mehrere Stunden, oder gleich Tage dauern. Hollywood erzählt uns da was anderes.
Wartezimmer
Angekommen im Spital wurden wir gleich in einem Zimmer in der Geburtenabteilung erwartet. Man weiss ja nie. Da wurden einige Tests gemacht und die Herzfrequenzen kontrolliert. Wir waren sehr lange da drin und wussten nicht, was jetzt genau passieren würde. Da haben wir uns gegenseitig unterhalten, was gegessen und Jacky hat mit noch einen Brief gegeben, den sie schon vorher verfasst hatte. Er beginnt mit “Wenn du das liest, heisst es, dass es bald losgeht…”. Der Rest ist nur für mich, aber eines soll gesagt sein: dieser Brief ist der schönste Brief ever.
Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde Jacky nach knapp acht Stunden in die Schwangerenabteilung gebracht.
Wir sehen uns morgen
Da ich nicht im Spital übernachten durfte, musste ich sie leider zurücklassen, was mir echt schwer gefallen ist, aber sie brauchte Ruhe. Ich bin dann um ca. 19:45 Uhr zu meinen Eltern gefahren. Ca. 1.5 Stunden später hat sie sich per SMS gemeldet: “Ich glaube, es geht los ❤️”.
Ich weiss noch sehr gut, wie ich meinen Eltern gesagt habe, “Das nächste Mal wenn ihr mich seht, ist euer Sohn Papa.” Ich habe mich riesig gefreut und bin losgefahren.
Angekommen hörte ich schon im Flur, dass sie in den Wehen lag. Ärzte und Hebammen waren überall und haben angefangen sie zu mobilisieren. Als ich angekommen bin, habe ich ihre Hand genommen. Sie hat fest zugedrückt. Dann ging es los – sie wurde in ihrem Bett in den OP-Saal gebracht.
Ich musste allerdings erstmal draussen warten. Es war niemand da und diese 5 Minuten alleine haben sich angefühlt wie eine Ewigkeit, weil ich Stimmen vom Krankenhauspersonal und Jacky gehört habe, aber nicht bei ihr sein konnte. Nur eine Tür hat uns voneinander getrennt.
Endlich ist die Hebamme gekommen und hat mich in die Umkleide gebracht.
Wichtig: Normalerweise hat man bei einem geplanten Kaiserschnitt einen fixen Termin (der wäre bei uns der 22.02.2022 gewesen, cool oder?). Doch wenn die Geburt bereits natürlich eingeleitet wird (Blasensprung, erste Wehen usw.), dann wird solange gewartet, bis die Wehen voll einsetzen. So kann sich der Körper auch für die Geburt vorbereiten (Ausschüttung der entsprechenden Hormone).
So schnell hab ich mich noch nie umgezogen
Ich habe entsprechende OP-Klamotten gekriegt und musste mich umziehen und bereit sein. Noch nie habe ich mich so schnell umgezogen. Ich konnte das Geschehen im OP-Saal von der Umkleide aus noch besser hören und wollte schon alleine da reinstürmen, doch da kam zum Glück die Hebamme um mich abzuholen.
Als ich eintrat, war ich ein bisschen überrascht über die Anzahl Leute. Jacky und ich nicht mitgezählt, müssen es sieben Personen gewesen sein, plus noch drei weitere Personen im Babyraum.
Doch schnell war mein Fokus wieder bei Jacky, die nun voll in ihren Wehen lag und sich für die Teilnarkose bereit machte. Dabei wird vom Anästhesisten eine Spritze in den Rücken gesetzt. Zufälligerweise war ich mit ihm im gleichen Gymnasium, also gab es noch kurz Small Talk, was die Atmosphäre im gesamten Raum ein wenig auflockerte.
Anschliessend war Jacky wieder ansprechbar. Sie wurde in Position gelegt und ein Tuch wurde vor uns aufgespannt, der den Blick zu ihrer unteren Hälfte versperrt hatte. Wie im Vorgespräch angesprochen, wollte sie ein Tuch mit Fenster, damit sie wenigstens den Moment sehen konnte, wenn die Kinder geboren werden. Aber das hat leider nicht geklappt.
Sie hat mir aber später anvertraut, dass es ihr sehr geholfen hätte die Geburt zu verarbeiten.
Ich weiss, dass die Ärzte nur das Beste wollen: dass alle beteiligten die Situation in der sie stecken, heil überstehen. Falls es aber Wünsche, Sorgen von der Patientin geben sollte, muss noch stärker darauf eingegangen werden. Für das Krankenhaus ist die Geburt ein Moment, den alle so gut wie möglich überstehen sollen. Für die werdende Mutter und den Vater ist das #corememory und bleibt für immer. Der Impact ist also sehr gross für die Psyche für einen sehr langen Zeitraum.
Da sind sie!
22:42 Uhr und Kind A war da. Es ging alles so schnell. 3 Minuten später Kind B.
Fun Fact: Da wir vorab die Geschlechter nicht kannten, haben wir vier Mädchennamen und vier Jungennamen ausgesucht. So konnten wir variieren und hatten immer noch Optionen frei, falls ein Name nicht passen sollte.
Ich folgte den Kinderärzten und Hebammen ins Zimmer neben an.
Und da waren sie. Zum ersten Mal habe ich da meine Kinder gesehen. Zwei Jungs! Das war eine Überraschung. So klein, knapp 2 kg pro Baby. Die Augen bereits offen und neugierig. Ich war voller Vorfreude, was die Zukunft anbelangt. Aber erstmal sollten die Babies zu Jacky.
Die Nabelschnur von Baby B durfte ich durchschneiden. Sehr spezieller Ton und eigenartige Konsistenz.
Ich konnte es kaum erwarten unsere Kinder Jacky zu zeigen. Eine Hebamme nahm ein Kind und ich das andere und so gingen wir zurück in den OP-Saal zur frischgebackenen Mama. Beim Eintritt sagte jemand zu Jacky “Da kommt ihre Familie”. Was für ein Satz.
Da waren wir also. Die Babies wurden gleich der Mama skin-to-skin auf die Brust gelegt und so lagen sie da. Zum allerersten Mal.
Die ersten Stunden als Familie
Nicht viel später wurden wir in den Aufwachraum gebracht. Nun wurde alles ein wenig langsamer. Es war jetzt nach 23:00 Uhr.
Die Babies wurden unter eine Wärmelampe kontrolliert, Jacky hat was Kleines zu Essen gekriegt.
Ich habe ein paar Videos und Fotos gemacht, denn es geht alles sehr schnell und man ist mit dem Kopf und den Emotionen sowieso durcheinander und es ist schön, wenn man später auf ein paar kurze Videos und Fotos schauen kann.
Plötzlich liegt die Liebe meines Lebens da mit zwei Babies. Unseren Babies. Es hat sich alles ein wenig angefühlt wie in einem Traum.
Wir haben sie angeschaut, sind die Namen nochmals durch, doch es war sehr schnell klar:
Baby A wurde zu Milas
Baby B wurde zu Dante.
Jacky wurde später auf ihr Zimmer gebracht. Die Babies lagen auch da zusammen in einem kleinen Bettchen. Genau in diesem Moment habe ich uns wie von Aussen gehen. Als ob ich aus meinem Körper getreten wäre. Mir hat der Anblick sehr gefallen und ich war überglücklich, dass es allen gut geht.
An die Heimfahrt kann ich mich nicht mal mehr richtig erinnern.
Als ich nach Hause gekommen bin, wusste ich, dass es das letzte Mal war, dass ich in eine solch leere Wohnung eintreten würde. Und irgendwie hat mich das sehr gefreut.
Ich bin kurz in das unfertige Zimmer der Babies und war happy, dass wir nicht alles komplett fixfertig eingerichtet hatten. Alles Wichtige war natürlich schon bereit: ein Bettchen im Kinderzimmer, eine Kommode und ein Wickeltisch und noch ein Bettchen bei uns im Schlafzimmer. Ein paar Bodies, Windeln etc. – das reicht für’s Erste. Der Rest kommt dann einfach organisch dazu, denn erst später werden wir sehen, was Dante und Milas brauchen werden.
Anschliessend bin ich ins Bett gefallen und schnell eingeschlafen.
Am nächsten Tag bin ich wieder los und durfte als einzige Person Jacky und die Kids besuchen. Das waren die Corona-Regelungen: und ich fand das klasse. Warum? Das kommt im nächsten und letzten Teil.