Sicher in den Kindergarten
Oft wird von Schule und Lehrer:innen gewünscht, dass Kindergartenkinder den Schulweg bzw. den Weg zum Kindergarten alleine ohne Eltern laufen. Das hat durchaus seine Berechtigung. Für Eltern stellt sich damit die Frage, wie sie sicherstellen können, dass ihr Nachwuchs auch sicher am Ziel ankommt. Wie bringt man Kindern sicheres Verhalten im Strassenverkehr bei? Wir haben diese und andere Fragen der Stadtpolizei Zürich, gestellt und hier einige Tipps zur Verkehrssicherheit zusammengetragen.
In der Schweiz sollen Kindergartenkinder den Weg zum Kindergarten alleine ohne Eltern laufen. Das hat durchaus seine Berechtigung, denn dadurch üben die Kinder vielerlei Kompetenzen, die eine Taxifahrt in Mamas Auto niemals bieten kann. Für Kinder ist der Schulweg ein breites Spielfeld, um neue Erfahrungen zu sammeln. Es gilt Regeln einzuhalten, aufmerksam im Strassenverkehr zu sein, darauf zu achten nicht zu spät zu kommen, allerlei Spannendes am Wegrand zu entdecken, Klatsch und Tratsch mit anderen Kindern auszutauschen, aber auch kleine Streitereien und Konflikte alleine auszutragen. Wer das alles lernt zu meistern, erfährt einen wichtigen Kick fürs Selbstvertrauen und den Glauben in die eigenen Fähigkeiten. Das steht ausser Frage und ist auch gut so.
Dennoch möchten wir, dass unsere Kinder sicher durch den Verkehr und wohlbehoben am Zielort ankommen. Daher hier unsere Tipps und Antworten auf typische Fragen von Eltern.
Wie kann man Kindern sicheres Verhalten im Strassenverkehr beibringen?
Eltern sind die Vorbilder ihrer Kinder. Kinder lernen vor allem durch Beobachten und Nachahmen. Durch korrektes Verhalten und Vorleben im Strassenverkehr wird ein wichtiger Grundstein für die Kinder gelegt. Es ist wichtig, das Verhalten im Strassenverkehr mit dem Kind auch aktiv zu üben. Der Weg zum Kindergarten ist eine gute Möglichkeit.
Zu Beginn eignet sich eine kleine, ruhige Quartier- oder Nebenstrasse gut, um die ersten Schritte mit dem Nachwuchs zu wagen. Das kann durch Vormachen geschehen oder mit dem Kind zusammen. Für das eigene Verständnis ist es hilfreich, die Sichthöhe eines Kindes zu beachten, um die Strassensituation mit ‚Kinderaugen‘ wahrzunehmen.
Das „altbewährte“ ‚Halte‘, ‚Luege‘, ‚Lose‘, ‚Laufe‘ hat auch heute immer noch Gültigkeit. Dabei vor allem Wert auf den Stopp vor dem Randstein legen.
Beim ‚Luege‘ darauf achten, dass das Kind nicht nur den Kopf dreht, sondern in alle Richtungen beobachtet und den Verkehr wahrnimmt. Falls sich ein Fahrzeug dem Fussgängerstreifen nähert, ist es empfehlenswert, dass das Kind versucht Blickkontakt mit dem Fahrzeuglenkenden aufzunehmen. Bei Stillstand des Fahrzeugs ist vor dem ‚Laufe‘ ein Kontrollblick in die entgegengesetzte Fahrtrichtung wichtig.
Zu Beginn braucht das Kind meist viel Zeit bis es seinen ‚Gehentscheid‘ trifft. Habt Geduld und drängt es nicht. Mit zunehmender Praxis wird es sicherer und auch schneller für seinen Entscheid.
Sobald das Kind dies in ihrer Begleitung erfolgreich umsetzt, soll es Strassenquerungen möglichst selbständig wagen. Dabei in geringer Distanz zum Kind bleiben, um notfalls eingreifen zu können. Es wird durch seinen Erfolg an Selbstvertrauen gewinnen und immer sicherer werden. Später das Niveau steigern und an anspruchsvolleren Stellen weiter trainieren, z.B. auf Hauptstrassen oder Querungen mit Fussgängerschutzinseln.
Was sind die kritischen Situationen bzw. Gefahren im Strassenverkehr für Kinder?
Kinder lassen sich sehr leicht Ablenken. Insbesondere, wenn sie mit anderen Kindern unterwegs sind, vergessen sie leicht, dass sie sich auf einer Strasse befinden.
Kinder sind kleiner als wir Erwachsene, dadurch nehmen sie die Umgebung weniger gut wahr. Durch ihren kleineren Körper werden sie gleichzeitig weniger wahrgenommen. So sehen Erwachsene meist über parkierte Fahrzeuge hinweg und werden von Strassenbenützenden gesehen, während Kinder dahinter ’nichts‘ sehen und gänzlich verschwinden.
Die Sinnesorgane von Kindern sind ausserdem noch nicht voll entwickelt. So können Kinder die Geschwindigkeit eines sich nähernden Fahrzeugs schlecht abschätzen. Auch das Hörvermögen, z.B. aus welcher Richtung sich ein Objekt nähert, ist noch eingeschränkt.
Zusammen mit der fehlenden Erfahrung ergeben sich für Kinder herausfordernde Situationen im Strassenverkehr. Dies können Sichtbehinderungen sein (Baustellen, Queren von längsparkierten Fahrzeugen, falsch parkierte Fahrzeuge, usw.). Hinzu kommen Mehrfachaufgaben, z.B. das Queren einer mehrspurigen Strasse mit Busspur oder Lichtsignalanlagen, bei welchen die abbiegenden Fahrzeuge ebenfalls grün haben (sogenanntes ‚Konfliktgrün‘).
Auch Fahrzeuge, welche mit hohen Geschwindigkeiten unterwegs sind, können eine Gefahr darstellen, weil sie einen deutlich längeren Anhalteweg haben.
Hinzu kommen Verkehrsteilnehmende, die sich nicht an die Regeln halten und so eine Gefahr darstellen. Als Beispiel können das ungeduldige Personenwagen- und/oder Velolenker sein, welche korrekt haltende Fahrzeuge vor dem Fussgängerstreifen überholen.
Wann kann man das Kind alleine den Schulweg laufen lassen?
Das ist sehr individuell und abhängig vom Entwicklungsstand des Kindes selber und der Strassensituation. Viele Kinder ‚meistern‘ ihren Weg in den Kindergarten nach einigen Monaten ‚Training‘ alleine. Begleitet man sie anfangs auf ihrem Weg, bekommt man ein Gefühl dafür, ob es mit dem alleine laufen klappen könnte.
Wie übt man das sichere Verhalten auf dem Schulweg mit dem Kind?
Das beginnt erstmal mit sich selbst und der konsequenten Einhaltung der Verkehrsregeln. Leider erleben Kinder immer wieder, dass der Papi oder die Mami auch schon mal bei Rot über den Fussgängerstreifen gegangen sind!
Die Kantonspolizei Zürich empfiehlt den Schulweg vor Schulbeginn einzuüben und sich Gedanken über den sichersten Weg zu machen. Das kann bedeuten, dass das Kind möglicherweise einen längeren Weg hat, der dafür sicherer ist. Weist dabei euer Kind auf mögliche Gefahren hin, z.B. Garagenausfahrten, Sichtbehinderungen usw.
Begleitet und unterstützt euer Kind bei Schulbeginn. Lasst es immer eigenständiger handeln bis es den Weg in den Kindergarten alleine gehen kann.
Es hat viel mit Vertrauen in das Kind und auch mit ‚Loslassen‘ zu tun. Vertraut eurem Bauchgefühl und eurem Kind.
Welche Regeln sollte man setzen?
Für den Schulweg empfiehlt die Polizei, dass das Kind immer den gleichen, zuvor abgemachten und auch miteinander eingeübten Weg gehen soll.
Gibt es Empfehlungen für bestimmte Kleidung/Accessoires (z.B. reflektierende Kleidung)?
Die Kleidung ist ein sehr wichtiger Punkt bezüglich Sicherheit. Der ‚Chindsgi-Bändel‘ ist nicht nur ein Hinweis, dass es sich um Verkehrsteilnehmende ohne Erfahrung handelt, sondern dient vor allem der Sichtbarkeit unserer kleinsten und schwächsten Verkehrsteilnehmenden. Fahrzeuglenkende können nur rechtzeitig anhalten, wenn die Kinder auch gesehen werden. Motto: ‚Sicherheit durch Sichtbarkeit‘!
Die Polizei empfiehlt generell helle Kleidung, noch besser sind Kleider mit fluoreszierenden Farben kombiniert mit reflektierendem Material.
Worauf sollten Autofahrer achten?
Autofahrer sollen Geduld haben und mit überraschenden Situationen rechnen. Kinder brauchen Zeit, um Sicherheit im Strassenverkehr zu erlangen. Dabei hilft es, wenn wir Erwachsene verlässliche Verkehrspartner sind und sie unterstützen; auch wenn es einmal länger dauert bis das Kind seinen Gehentscheid am Fussgängerstreifen gefällt hat und die Strasse überquert.
Besser den kürzen Weg über die viel befahrene Hauptstrasse oder den längeren durch die Unterführung? Weil Kinder irgendwann selbst den kürzeren entdecken und dann unvorbereitet gehen…
Das ist abhängig vom Entwicklungsstand des Kindes und der Strassensituation. Verkehrstechnisch ist eine Unterführung sicherer, kann aber eventuell ein Unbehagen beim Kind auslösen. Es ist sinnvoll, beide Wege mit dem Kind zu üben und sich dann für eine Möglichkeit zu entscheiden.
Mehr Infos zum Thema findet ihr im folgenden Video: