So läuft’s im Kindergarten
In der Schweiz ist der Start in den Kindergarten der Eintritt in das offizielle Schulsystem. Von nun an verbringen die Kinder rund die Hälfte ihres Tages im Kindergarten. Hier dürfen sie viele wertvolle Erfahrungen sammeln, Neues entdecken, Dinge ausprobieren und kennenlernen und auf spielerische Weise neue Kompetenzen erwerben. Wie ein Tag im Kindergarten abläuft und wie Kindern neue Kompetenzen und Fähigkeiten vermittelt werden, wollen wir in diesem Beitrag aufzeigen.
Der Tagesablauf
Der Tag im Kindergarten beginnt damit, dass sich die Kinder im Kindergarten einfinden, von ihrer Lehrperson begrüsst und in Empfang genommen werden und zunächst Jacken und Taschen abziehen, an ihrem Garderobenplatz aufhängen und Strassenschuhe gegen Finken eintauschen. Das sollten sie weitgehend selbständig erledigen können. Bis alle Kinder da sind und der Tag gemeinsam im Morgenkreis begonnen wird, können die Kinder frei spielen. Der anschliessende Morgenkreis ist ein wichtiges Ritual, mit dem der Tag beginnt und bei dem alle im Kreis zum ersten mal gemeinsam zusammen kommen. Er gibt dem Tag Struktur bzw. Orientierung. Es wird besprochen welcher Tag ist, ob ein besonderer Anlass oder Ereignis bevorsteht, wer möglicherweise fehlt und was heute ansteht. Lieder, Verse und Sprüche, die gemeinsam gesungen werden, stärken das Gemeinschaftsgefühl.
Nach dem Morgenkreis gibt es meist eine geführte Sequenz, bei der gemeinsam oder in Gruppen eine Aktivität mit den Kindern durchgeführt wird. Auch wenn es für die Kinder nicht ersichtlich ist und spielerisch stattfindet, sind damit immer bestimmte Lernziele bzw. die Förderung bestimmter Kompetenzen und Fähigkeiten verbunden.
Später wird gemeinsam das Znüni gegessen, das die Kinder selbst mitbringen und es gibt eine Pause mit Spielmöglichkeiten an der frischen Luft. Anschliessend gibt es eine Freispielsequenz bei der die Kinder ihren individuellen Interessen nachgehen und zwischen verschiedenen Beschäftigungsmöglichkeiten wählen können. Doch auch wenn es sich um Freispiel handelt, gelten klare Regeln durch die sich die Kinder in der Gruppe organisieren lernen. Bei manchen Spielsachen müssen sie beispielsweise an einem Plan schauen wie viele Kinder maximal damit spielen können und ihr Schild am Plan anbringen damit andere Kinder sehen wie viele Kinder damit spielen. Unter Umständen müssen sie warten falls die Maximalzahl erreicht ist. Ausserdem gibt es in vielen Kindergärten gewisse Ämtchen, also kleine Aufgaben, die an die Kinder verteilt werden. Das fördert Verantwortungsbewusstsein, Selbstbewusstsein, Gemeinschaftssinn u.v.m.
Am Ende des Kindergartentages, kommen nochmals alle im Kreis zusammen und anschliessend dürfen sich die Kinder anziehen und auf den Heimweg machen.
Kompetenzvermittlung
Der Kindergarten gehört zum offiziellen Bildungssystem in der Schweiz und hat daher einen Bildungsauftrag und den Anspruch gewisse Kompetenzen zu vermitteln. Es ist klar festgelegt, welche Kompetenzen Kinder im 1. und 2. Kindergartenjahr entwickeln sollen.
Die Kompetenzvermittlung erfolgt aber nicht fächerorientiert, also nicht nach gewissen Fächern wie Deutsch, Mathematik oder NMG (Natur, Mensch, Gesellschaft), wie man sie üblicherweise aus dem Schulsystem ab einer bestimmten Stufe kennt. Sondern es wird ein ganzheitlicher Ansatz angewandt, bei dem durch die Auswahl entsprechender Aktivitäten sehr entwicklungsorientiert gearbeitet wird.
Nina Metzger, Kindergartenlehrerin in Bassersdorf erklärt das in diesem Video.
Die Wissensvermittlung (Sachkompetenz) erfolgt also sehr beiläufig durch die verschiedenen Aktivitäten auf eine spielerische Art und Weise. Die Kinder lernen und üben ständig ohne dies als solches wahrzunehmen.
Hier ein Beispiel zum Thema Zählen lernen:
Ein ganz wichtiger Bestandteil der Kompetenzbildung ist das Sozialverhalten bzw. die Sozialkompetenz, also die Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Die Förderung des Zusammengehörigkeitsgefühl steht gerade am Anfang stark im Fokus. Wie sich ein Kind in der Gruppe zurecht findet, welche Beziehungen es aufbaut und welchen Umgang es zu anderen pflegt, die emotionale Entwicklung, Konfliktfähigkeit und Kommunikation wird genauso gefördert und steht genauso im Fokus wie die Sachkompetenz.
Auch auf die Selbstkompetenz wird viel Wert gelegt. Hier im Kindergarten vor allem die Entwicklung der Selbständigkeit, mit der auch das Selbstvertrauen einher geht. Aber auch Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein werden gefördert.
Wie die Selbständigkeit im Kindergarten gefördert wird, seht ihr hier:
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