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Sprachentwicklung bei Kleinkindern fördern

Lange vor dem ersten gesprochenen Wort beginnt der Säugling durch seine Körpersprache zu kommunizieren. Im Alter von 2 bis 4 wird die Sprache ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation und die Sprachentwicklung schreitet rasant voran. Doch nicht jedem Kind fällt es leicht sprechen zu lernen. Mit ein paar Tricks und kleinen Massnahmen, die wir unbemerkt in den Alltag einbauen, können wir die kindliche Sprachentwicklung unterstützen. Wie das geht und ihr die Sprachentwicklung eures Kindes bestmöglich fördert, erfahrt ihr hier.

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Wie Kinder Sprache lernen

Kinder lernen Sprache durch das tägliche Erleben von non-verbaler und verbaler Kommunikation mit Bezugspersonen und anderen Kindern sowie durch die Interaktion mit Objekten und Handlungen, die wir Erwachsenen sprachlich begleiten. Sprachförderung findet somit von Anfang an statt, wenn Bezugspersonen mit dem Kind interagieren, Handlungen kommentieren, sprachlich begleiten und in den Dialog mit dem Kind gehen.

In einem sprachreichen Umfeld erwerben Kinder die Sprache einfacher. Das bedeutet nicht, dass man Sprache üben und aktiv lernen muss. Sprachentwicklung passiert im Alltag, also „nebenbei“. Selbst wenn man gezielt versucht die Sprachentwicklung zu fördern, gelingt es am besten, wenn sie in den Alltag eingebettet wird.

Förderung durch Interaktion mit anderen Kindern

Austausch und Interaktion mit anderen Kindern und Menschen sind damit eine ganz wesentliche Voraussetzung, um Sprache zu erlernen. Kinder in Kitas oder Spielgruppen profitieren durch den Austausch mit vielen verschiedenen Kindern und Erziehenden, denn das Zusammensein mit anderen Kindern und die Aktivitäten in der Gruppe bieten einen Reichtum an sprachanregenden Situationen.

Tipps: So können wir die Sprachentwicklung fördern

Folgende sechs Tipps können helfen die Sprachentwicklung von Kindern zu unterstützen:

1. Bücher, d.h. Bilderbüchern bei Kleinkindern sind in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für die kindliche Entwicklung.

Vorlesen ist ein wesentlicher Faktor für die Sprachförderung, denn es fördert die mündliche Sprachentwicklung. Kinder denen regelmässig vorgelesen wird, haben einen grösseren Wortschatz und lernen leichter lesen und schreiben. Ausserdem schafft Vorlesen Momente der Zweisamkeit und Nähe. Und darüber hinaus vermittelt Geschichten zu hören nicht nur Sprachreichtum, sondern fördert auch die Fantasie und Kreativität.

Wichtig beim Einsatz von Büchern ist, dass diese flexibel eingesetzt werden sollten. Es geht nicht nur rein ums Vorlesen. Je nach Alter des Kindes und gerade bei kleinen Kindern, bei denen Bilderbücher im Vordergrund stehen, schaut man sich das Buch und die Bilder zunächst gemeinsam an und spricht darüber, bevor man den Text vorliest. Wimmelbücher, die ohne Text auskommen und zum Entdecken neuer Dinge und dem Erfinden von eigenen Geschichten animieren sind dafür z.B. bestens geeignet.

Wenn man sich der Geschichte nähert, sollte man diese je nach Entwicklungsstand des Kindes entsprechend abwandeln und flexibel nutzen:

Sprachförderung mit Bilderbüchern

  • Man vereinfacht die Geschichte, reduziert Umfang und Komplexität, indem man Details weglässt und sich auf das Wesentliche fokussiert.
  • Schwierige oder unbekannte Wörter ersetzt man durch einfachere oder erklärt sie.
  • Wenn man das Gefühl hat, die Sätze sind zu lang oder zu komplex, kann man diese vereinfachen oder auf mehrere Sätze aufteilen.
  • Wenn die Geschichte zu schwierig ist, vereinfacht man sie, indem man sie kürzt oder die Handlung leicht abwandelt.

Wer selbst nicht gerne vorliest oder den Sprachgebrauch beim Kind ankurbeln will, kann Geschichten auch mit Gegenständen und Materialien nachspielen und illustrieren. So lässt sich daraus unter Umständen ein grossartiges Bastelprojekt machen, bei dem man mit verschiedenen Materialien eine Szene nachbaut und nachspielt.

2. Sprache viel Raum geben im Alltag

Um Sprache zu fördern, kann man Alltagssituation in vielerlei Hinsicht nutzen, um ganz nebenbei und unbemerkt sprachliche Inputs zu geben.

Wenn kein spezieller Bereich der Sprache explizit gefördert werden muss, reicht es schon, wenn man mit dem Kind viel und abwechslungsreich plaudert.

Auf dem Weg zur Kita kann man z.B. darüber sprechen, was man gerade sieht:

  • Welche Fahrzeuge sehen wir? Was haben sie für einen Zweck?
  • Welche Blumen und Pflanzen sehen wir? Wie sehen sie aus (Farben/Formen)?
  • Welche Tiere sehen wir? Wie sehen sie aus? (Adjektive)
  • Überlegt wen ihr heute gerne sehen möchtet.
  • Singt gemeinsam ein Lied.

Austausch am Tisch

Gemeinsame Mahlzeiten am Tisch sind eine gute Gelegenheit miteinander zu kommunizieren. Statt nur zu fragen, wie der Tag in der Kita war, kann man mit gezielten Fragen den Dialog in Gang bringen:

Man kann aber auch konkret über das Essen und die Dinge auf dem Tisch sprechen:

  • Ich esse heute Käsebrot. Was isst du? Ja genau, du isst Gurkensalat. (verschiedene Satzformen)

3. Kinderlieder und Reime

Um Sprache zu lernen braucht es Beziehung. Eine gute Beziehung zum Kind und unser Beziehungsverhalten gepaart mit vielfältig sprachanregenden Spielräume sind der Schlüssel für eine gute Sprachförderung. Kinderlieder, Reime und Kinderverse, Klatsch- oder Bewegungsspiele sind weitere beziehungsbasierte Möglichkeiten Sprache zu fördern. Und sie machen den meisten Kindern dazu sehr viel Spass. Das Ritual vor dem gemeinsamen Essen am Tisch handhaltend „Wir wünschen einen guten Appetit“ aufzusagen oder ein passendes Lied zu singen, welches den Gegenstand mit dem Wort verbindet, sind klassische Beispiele dafür. Es ist hilfreich, wenn wir das Wort mit dem Gegenstand verbinden. Sagen wir beispielsweise den Vers „Öpfel, Öpfel, Öpfelstückli, ali Chind sind glückli, ali Chind sind froh, und mached grad eso“ (mit der Hand eine Schale machen) und legen dann einen Apfelschnitz in die Hand, der dann gegessen wird, schaffen wir eine Vertiefung des Wortes über die Sinne.

Je öfter wir ein Lied oder einen Reim singen bzw. aufsagen, desto mehr übt das Kind die Wörter und Aussprache im Einklang mit der Gruppe und wird mit der Zeit die Wörter perfektionieren. Die soziale Komponente, das Gemeinschaftsgefühl und Förderung der emotionalen Bindung und Beziehung zum Kind spielen dabei eine wichtige Rolle.

4. Gesellschaftsspiele

Auch Spiele für Kleinkinder können grossartige Sprachförderer sein, mit denen die Sprache ganz nebenbei trainiert und gefördert werden kann. Dazu gehört z.B. der Klassiker „Memory“ und sämtliche Abwandlungen und Varianten, die es für verschiedene Altersklassen gibt. Dobble und Bilderlotto sind ebenfalls tolle Spiele für die Sprachförderung.

5. Digitale Medien

Digitale bzw. moderne Medien sind aus unserer heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken und können die Sprachförderung unterstützen, wenn sie altersgerecht sind. Wichtig ist dabei, genau hinzuschauen, ob sie Fähigkeiten wie Zuhören, Handlungsstränge erkennen, Zusammenhänge verstehen und Wissen aneignen, fördern können oder ob sie nur das Kind „ruhigstellen“. Die Menge und Art des Medienkonsums sind ausschlaggebend dafür, ob es schädlich oder förderlich ist. Hilfreich können z.B. Medien wie Hörbücher sein. Mit der Toniebox beispielsweise können Kinder eigenständig ihre Musik oder Hörgeschichten anstellen, es gibt keine Ablenkung durch Werbung und Inhalte und Länge der Hörbücher können kontrolliert werden, indem man altersgerechte Angebote auswählt. Ein anderes Beispiel ist der Tiptoi, der Bilderbücher mit Audioinhalten und kleinen Rätseln oder Spielen, die das Hörverständnis fördern, anreichert.

Auch altersgerechte TV-Serien, wenn sie in einem angemessenen Ausmass konsumiert werden, können das Sprachverständnis ab einem bestimmten Alter fördern. Allerdings müssen hierbei auch viele visuelle Eindrücke verarbeitet werden. Für Babies und Kleinkinder empfehlen wir daher keinen TV-Konsum, denn sie sind damit schnell überfordert. Und auch für ältere Kinder ist es ein schmaler Grat zwischen einem „Ruhigstellen“ des Kindes und wirklicher Sprachförderung. Wurde ein Film gemeinsam angeschaut, können Gespräche über das Gesehene eine Art von Sprachförderung sein. Man kann mit eigenen Wörtern, das Gesehene vertiefen.

Digitale Medien sind in jedem Fall nur als Ergänzung zur Sprachförderung durch Kommunikation mit Menschen zu sehen. Sie können die Sprachentwicklung durch reale Interaktion und Kommunikation mit echten Menschen nicht ersetzen. Wie man tatsächlich mit anderen kommuniziert, Beziehungen aufbaut, Dialog und nonverbale Kommunikation funktioniert, lernt man nur im Austausch mit echten Menschen.

6. Sprachlernstrategien

Inzwischen ist bekannt, dass man sprachliche Fehler von Kindern nicht direkt korrigieren, also das Kind nicht explizit darauf aufmerksam machen soll. Denn dies kann zu einem Störungsbewusstsein beim Kind führen, mit der Folge, dass sich manche Kinder verweigern zu sprechen, um sich nicht zu blamieren bzw. aus Angst davor Fehler zu machen.

Doch wie kann man Kindern dennoch indirekt vermitteln, welche Sprachstrukturen korrekt sind?

Indirekte Korrektur

  • Wenn das Kind etwas falsch ausspricht oder grammatikalisch inkorrekt formuliert, gibt man den Satz oder das Wort in korrekter Weise wieder. Sagt das Kind z.B. „Papa Apfel essen“, geht man darauf ein und sagt: „Ja genau, Papa isst einen Apfel“ (statt: „Nein, das heisst ‚Papa isst einen Apfel'“).

Imitation / Wiederholung

  • Sagt ein Kind etwas korrekt, kann man das Gesagte wiederholen. Dadurch bestätigt man dem Kind, dass es richtig war, was es gesagt hat. Sagt das Kind z.B. „Oma trinkt Tee“, bestätigt man dies mit: „Ja, Oma trinkt Tee“. Aber Achtung, bitte nur gering dosiert anwenden. Menschliche Papageien können nerven.

Äusserungen ergänzen

  • Um den Wortschatz und die Satzkomplexität auszubauen, kann man kindliche Äusserungen ergänzen, ohne den Inhalt zu verändern. Z.B. „Aaron spielt“ kann man erweitern zu „Ja, Aaron spielt mit der Puppe“.

Babysprache und Verniedlichungen vermeiden

Umso kleiner die Kinder sind, desto einfacher muss die Sprache gewählt werden. Die meisten Erwachsenen machen dies ganz intuitiv, wenn sie mit einem Baby sprechen. Dazu gehört z.B. auch dass man Sätze wiederholt. Das ist auch richtig so. Wenn das Kind beginnt zu sprechen, greifen wir manchmal auch Fantasiewörter der Kinder auf und verwenden diese im Umgang mit ihnen. Und besonders in der Schweiz verwenden viele Erwachsene Verniedlichungen mit Li-Endung wie z.B. Windeli, Jäckli, Löffeli beim Sprechen mit Kindern. Sowohl Fantasiewörter wie auch Li-Verniedlichungen sollte nicht zu lange von uns Erwachsenen benutzt werden, da Kinder sonst das richtige Wort nicht lernen.

Sprachliche Auffälligkeiten: Ab wann zum Arzt?

Wenn sich Eltern Sorgen machen, ob sprachliche Auffälligkeiten ihres Kindes „normal“ sind, kann man sich fachliche Hilfe bei Kinderärzten oder bei Logopäd:innen holen. Oft können auch Erzieher:innen einschätzen, ob die Sprache bei einem Kind normal bzw. altersgerecht ist oder ob Handlungsbedarf besteht.

Trotz allem gilt zu bedenken, dass sich Kinder sprachlich sehr individuell entwickeln. Ausserdem verläuft die Entwicklung nicht linear, sondern es gibt Phasen, in denen gefühlt gar keine Fortschritte gemacht werden und dann plötzlich macht das Kind einen deutlich erkennbaren „Sprung“.

Zuletzt noch einen Appell an unsere Achtsamkeit

Generell ist eine ruhige und altersgerechte Sprache zwischen Kind und Bezugsperson in Alltagssituationen ebenso wichtig wie der Augenkontakt, also das „in Kontakt sein“. Es passiert heute immer häufiger, dass Erwachsene während des Gesprächs mit dem Kind unbeteiligt wirken oder ihr Smartphone studieren. Das mag dem Stress oder hohen Workload in der heutigen Familiensituation geschuldet sein, doch ist es für das Erlernen der Sprache für das Kind sehr wichtig, viel Blickkontakt mit dem Erwachsenen zu haben, damit es die Intension versteht und die mitschwingende non-verbale Kommunikation wahrnimmt und erlernt. Ausserdem zeigen wir unserem Kind damit, dass es uns wichtig ist und es unsere volle Aufmerksamkeit verdient. Und das ist nicht nur für seine sprachliche Entwicklung, sondern auch für seine emotionale Entwicklung und sein Selbstwertgefühl zentral.

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