Stoffwindeln – Abfallvermeidung durch Mehrwegwindeln
Bis ein Kind sauber wird, braucht es rund 4’000-5’000 Windeln. Angesichts dieser riesigen Menge kann man sich schon einmal die Frage stellen, welche Windelart für einen Sinn macht.
Die Wegwerfwindel ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken, aber auch die gute alte Stoffwindel hat ihre Vorteile – zumal moderne Stoffwindeln nicht mehr vergleichbar sind mit den Mullwindeln mit denen sich unsere Grossmütter abmachen mussten.
Wegwerfwindeln summieren sich zu riesigen Müllbergen und tragen zu einem erheblichen Teil unseres Restmülls bei. Auf der Müllhalde braucht es Jahrhunderte bis eine Windel verrottet. Weltweit werden Wegwerfwindeln damit zunehmend zu einem ökologischen Problem. Auch die Produktion von Wegwerfwindeln erfordert viel Energie, Rohstoffe und Wasser.
Stoffwindeln andererseits verbrauchen durch die Waschmaschinengänge Energie und Wasser. Wer auf den Trockner verzichtet, umweltfreundliche Waschmittel verwendet und bei maximal 60 Grad wäscht, verbessert die Ökobilanz jedoch erheblich.
Dann wären da noch die Windeleinkäufe und die anschliessende Entsorgung schwerer Müllsäcke auf der Negativseite bei Wegwerfwindeln. Dem stehen bei Stoffwindeln der Mehraufwand bei der Wäsche gegenüber.
Stoffwindeln fallen aber wahrscheinlich günstiger aus als Wegwerfwindeln. Ein genauer Kostenvergleich hängt u.a. von Windelmarke und individuellen Abfallentsorgungskosten ab. Zwar hat man bei Stoffwindeln zunächst hohe Anschaffungskosten, aber Wegwerfwindeln summieren sich bezüglich Anschaffung und Entsorgung im Laufe der Zeit zu noch höheren Kosten. Erheblich günstiger werden Stoffwindeln hingegen, wenn sie für mehr als ein Kind benutzt werden. Es gibt sogar einen Secondhand Markt für Stoffwindeln, so dass man einen Teil der Anschaffungskosten am Ende durch Weiterverkauf wieder reinholen kann und gleichzeitig mit der Wiederverwertung noch etwas gutes in Sachen Nachhaltigkeit tut.
Neben den ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten entscheiden sich vielen Eltern aber auch aus gesundheitlichen Gründe für Stoffwindeln. Denn diese haben den Ruf hautverträglicher zu sein, da sie atmungsaktiver sind und es in der Windel weniger heiss wird. Viele Eltern, die von Einweg- auf Stoffwindeln umstellen oder beides testen, machen die Erfahrung, dass das Baby mit Stoffwindeln weniger an Hautreizungen und Ausschlägen leidet. Gerade wenn ein Elternteil selbst empfindliche Haut hat oder als Baby an Windeldermatitis litt, kann es möglicherweise auch beim eigenen Kind einen Unterschied machen.
Theorien, dass Wegwerfwindeln aufgrund der höheren Temperatur Unfruchtbarkeit bei Jungen begünstigen oder andere gesundheitsschädliche Auswirkungen haben, wurden jedoch bisher nicht bestätigt. Und auch die immer mal wieder diskutierten Inhaltsstoffe der Wegwerfwindeln gelten mittlerweile als unbedenklich.
Ein weiteres Argument für Stoffwindeln, ist, dass Stoffwindel-Experten davon ausgehen, dass Kinder, die mit Stoffwindeln gewickelt werden, schneller trocken werden, da sich eine nasse und volle Windel deutlich unangenehmer anfühlt und sie Ursache und Wirkung schneller erfassen.
Für was man sich entscheidet, hängt also von mehreren Gründen ab und wie man diese persönlich gewichtet. Letztlich sollte man sich fragen, was im Alltag praktischer ist. Dabei sollte man sich gut über die verschiedenen Stoffwindelsysteme informieren. Bei vielen Modellen landet heutzutage nach dem Wickeln nicht mehr die ganze Windel in der Wäsche sondern nur die Einlagen. Aber es fällt natürlich mehr Wäsche an (während zugleich der Müllberg minimiert wird). Möglicherweise macht es auch Sinn, daheim aus guten Gründen Stoffwindeln zu verwenden, unterwegs oder in den Ferien Wegwerfwindeln zu benutzen.