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Erfahrungsbericht: Wenn wir beginnen mit Weihnachtskugeln um uns zu werfen

Wenn sie an Weihnachten denkt, dann kommen wohlige Gefühle in ihr auf. Sie stellt sich dann die schöne verschneite Landschaft vor, wie sie mit ihrer Familie gemütlich im Wohnzimmer sitzt und sie gemeinsam heisse Getränke trinken und Kekse verdrücken. Doch je näher das Fest rückt, desto mehr wird die Vorfreude von Stressemotionen überlagert. Warum endet Weihnachten immer so im Stress? In ihrem Erfahrungsbericht versucht Joelle der Frage auf den Grund zu gehen und Tipps zu geben, wie es entspannter laufen könnte.

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Alle Tipps zur stressfreien Familienweihnacht findet ihr ganz zum Schluss.

Projekt „Organisation Weihnachtsplanung“ im Hochsommer

Die erste Diskussion in unserer Familie beginnt mit der Organisation der verschiedenen Weihnachtsfeiern. In Anbetracht dessen, dass wir einerseits mit der Familie meines Mannes feiern und andererseits mit meiner Familie, müssen wir natürlich schon mal zwei Termine abstimmen. „Glücklicherweise“ haben unsere Brüder inzwischen keine Freundinnen mehr, was die Situation um einiges erleichtert. Ich möchte nicht wissen, wie dies in Patchwork Familien vor sich geht…

Um sicher genug früh in die Planung zu gehen, habe ich in den letzten Jahren meine Familie schon im Sommer bzgl. Datum angefragt. Ihr könnt euch natürlich vorstellen, dass dies nicht sehr gut ankam. Stell dir vor, du sitzt mit einem Eis am See und erhältst eine Nachricht von mir, ob der 24. Dezember für die familiäre Weihnachtsfeier in Ordnung geht. Naja, da kann man sich schon mal fragen, ob da noch alles mit rechten Dingen zu geht. Es hat sich aber gezeigt, dass spätere Terminabstimmungen ebenfalls zu Problemen führen. Übrigens habe ich mich vorletztes Jahr aus der Planung raus genommen (weil ich beleidigt war 🙂). Die Folge war, dass Weihnachten fast unterging. Ich persönlich hätte damit sogar gut leben können!!?

So, wir befinden uns also bei der Terminkoordination. Man bedenke, mein Mann ist aus der Westschweiz, ich aus der Deutschschweiz. Entsprechend müssen wir innerhalb von zwei Tagen Kantonhopping machen und man möchte an diesen Tagen ja eigentlich nicht hetzen. Deshalb beginnt unser Fest an den Weihnachtstagen auch meist schon am Nachmittag. Allerdings soll es ja auch noch einen gemütlichen Brunch vor den eigentlichen Feierlichkeiten geben. Ihr seht also, die Tage sind sehr vollgestopft. Aber wir sprechen ja nun erstmal von der Vorplanung, bei der die Termine abgestimmt werden sollen und natürlich auch bei wem das ganze stattfinden soll.

Wichtel Apps sind nicht Oma tauglich

Nun konnten wir die Termine und Örtlichkeiten der Feierlichkeiten in der Familie klären und kamen im guten Fall mit ein paar kleineren Diskussionen davon. Somit wären wir in Phase zwei. Die startet meist so im November. Es geht darum das Wichteln zu organisieren. Zum Glück gibt es nur noch Wichteln, also ein Geschenk an eine Person, statt Geschenke von jedem für alle. Das erleichtert es schon sehr. Ehrlich gesagt habe ich doch keine Ahnung, was meine Eltern toll finden, geschweige denn was meine Schwiegereltern mögen. Abgesehen davon würde ich behaupten, haben wir doch sowieso schon alles, was wir brauchen. Warum also Geschenke verteilen?! Und trotzdem hat es halt etwas Schönes. Gerade ich liebe es über alles, mir Gedanken zu machen, was ich als Wichtel schenken soll. Herausforderungen nehme ich sehr gerne an, bin dann entsprechend aber auch enttäuscht, wenn es in die Hose geht. Da wären wir dann auch schon beim nächsten Streitpotenzial oder zumindest beim Tiefpunkt der Emotionen.

Wir gehen mal davon aus, die Wichtelaktion konnte geklärt werden. Jeder ist einverstanden mit dem Budget (wichtiger Besprechungspunkt) sowie wer für wen wichtelt. Kleiner Einschub hier: in einem Jahr hatte ich die Verantwortung das Wichteln zu organisieren (hier nun die Auflösung, weshalb ich beleidigt war) und habe dies über eine App abgehandelt. Blöderweise habe ich meine Oma ausser Acht gelassen, die hat nämlich kein Handy und entsprechend auch keine App. Mein Mann hätte von ihr beschenkt werden sollen und stand somit ohne Geschenk an Weihnachten da. Blöde Situation für meine Oma und meinen Mann… und für mich. Darüber hinaus stellte sich später heraus, dass meine Mutter davon wusste, da meine Oma sie darauf angesprochen hatte. Weshalb ich wiederum meine Mutter in Frage stellte. Ihr seht also, sehr kompliziert alles! Wie auch immer, wir befinden uns nach wie vor in der Planung, übers Essen haben wir noch nicht mal gesprochen und von der hektischen Zeit mit Apéros und Weihnachtsessen auch nicht. Da möchte ich nun aber genau einsteigen.

Weihnachtsschlacht – alle Jahre wieder

Jetzt ist es also Dezember und die Weihnachtsmärkte eröffnen ihre Tore. Bedeutung: die stressigste Zeit beginnt. Denn nun stehen wöchentlich gefühlte drei Apéros an sowie jegliche Weihnachtsessen ausserhalb der Familie. Versteht mich nicht falsch, genau diese Events liebe ich an der Weihnachtszeit. Ich kann mich aber nun mal nicht teilen. Ich möchte überall dabei sein. Nebenbei liebe ich es mit meinen Kindern diversen Traditionen zu leben wie Guetzli backen, drei Nüsse für Aschenbrödel schauen, Samichlaus besuchen (mit Versli-Vorbereitung) etc. Eigentlich wäre es ideal, wenn man die Weihnachtszeit auf mehrere Monate aufteilen könnte. Immerhin wird die gesamte Weihnachtskonfektion auch schon im September präsentiert – komisch, wenn man bedenkt, dass die Badis bis Mitte September offen sind. Das beste an allem ist aber, dass aus unverständlichen Gründen die Organisation vom Geschenk trotzdem immer in der letzten Woche vor Weihnachten endet. Kann mir dies mal jemand erklären?! Man sollte doch eigentlich schlau genug sein, sich anders organisieren zu können. Immerhin hat man ein Jahr lang Zeit – bei uns wird der Wichtel inzwischen schon am selben Weihnachtsabend noch fürs nächste Jahr gezogen!

Wenn der Adventskalender und -Kranz zum Albtraum werden

Wisst ihr was, jetzt fällt mir gleich noch etwas ein. Was ja auch noch vorab sehr viel Zeit beansprucht, ist ein selbst gemachter Weihnachtskalender für seine Kinder (und idealerweise für seinen Partner). Ich habe dies als Kind ja auch immer sehr geliebt und wenn dies heute noch jemand für mich macht, finde ich das natürlich super. Es braucht aber einfach soooo viel Zeit! Übrigens muss dies wieder mit Götti und Gotti abgesprochen werden, man möchte ja nicht übertreiben. Und wenn wir schon vom Basteln sprechen, liebe ich es natürlich auch einen eigenen Adventskranz zu machen, wobei die Kinder mithelfen, was natürlich auch mehr Zeit beansprucht (nur schon mit eigenständiger Suche nach Materialien im Wald) und dem nachfolgendem Task, die „Sauordnung“ wieder aufzuräumen.

Puh, da ist schon echt viel los in dieser sogenannten „besinnlichen Zeit“. Da kann es einem auch mal den Deckel lupfen, vor allem innerhalb der Familie mit Partner und Kindern. Man möchte ja auch allem und jedem gerecht werden. So kann es passieren, dass man sich schlussendlich selbst vergisst. Obwohl ja alles eben auch sehr schön ist. Ich frage mich, ob man sich nicht einfach mal alles auflistet, was so in der Weihnachtszeit läuft und gemacht werden sollte und dann für sich entscheidet, was man davon in diesem Jahr tatsächlich umsetzt und was nicht. Stichwort: „Prioritäten setzen“ oder „weniger ist mehr“. So könnte man allenfalls verhindern, dass man vor lauter zu hoch gesteckter Erwartungen und Stress die Weihnachtskugeln nach dem Partner wirft oder bei den Kindern zum Schmutzli wird 😉. Wenn jemand die perfekte Lösung hat und die Weihnachtszeit wirklich so besinnlich erlebt wie man sie sich ausmalt, dann bitte bei mir melden. Wahrscheinlich würde nicht nur ich mich über diesen wertvollen Input freuen!

Emotionsbomben am Weihnachtsabend

Nun ist es endlich soweit und der grosse erste Weihnachtsabend ist im vollen Gange. Keine Ahnung, wie dies bei euch so ist, bei mir in der Familie sind wir die einzigen mit Kleinkindern. Kennt ihr das, wenn eure Geschwister irgendwann verspätet eintreffen und alle wie es sich gehört auf den letzten Gast warten, bevor die Feier beginnen kann? Hätte ich keine Kinder, wäre mir dieses Warten ziemlich egal. Das Problem ist aber, die Kinder sind ja sowieso schon aufgedreht als hätten sie zehn Flaschen Cola getrunken. Entsprechend trifft der allbekannte Krisenmoment der Kinder schon einiges früher ein. Das Festmahl endet in einem grossen Desaster und das mit viel Liebe zubereitete Essen wird in kürzester Zeit runter geschlungen, als wurde man von einer Biene gestochen. Von besinnlichem Geniessen keine Spur mehr. Dies wiederum (zumindest empfinde ich so) führt zur Enttäuschung des Koches.

Früher mussten die Kinder noch bis nach dem Abendessen warten, um die Geschenke zu öffnen. Inzwischen sind wir schlauer geworden und haben die Bescherung vor das Essen verlegt. Vorteil: die Kinder sind noch nicht fix und fertig vom aufgeregten Warten und stressen während des Essens nicht. Nachteil: die Kinder essen nichts mehr, da sie ihren Hunger schon mit den Apéro Platten während Apero und Bescherungszeremonie gestillt haben. Natürlich kann ich es den anderen Familienmitgliedern nicht übel nehmen, dass sie an Weihnachten nicht nach Programm handeln möchten. Mit Kleinkindern ist man allerdings einfach dazu gezwungen. Man möchte ja auch etwas den Abend noch mitgeniessen können. Mein Tipp: Sprecht euch im Vorfeld schon mal mit den Organisatoren des Abends ab, so sind alle auf dem gleichen Wissenstand und können ihre Bedürfnisse kundtun. Dies kann den einen oder anderen Streit möglicherweise verhindern.

Apropos Streit, wieso ist es eigentlich so, dass wenn die gesamte Familie zusammen kommt und Weihnachtslieder zusammen gesungen werden, alle alten Familiengeschichten wieder aufkommen? Es ist als würde man eine Musikspieldose öffnen, wobei die Erinnerungen zur Emotionsbombe werden (vielleicht auch auf den geflossenen Wein zurück zu führen).

Nun sitzen wir also da und beherrschen uns, denn es ist Heiligabend und wir dürfen nicht streiten. Wer sagt eigentlich, dass genau dieser Abend so wichtig ist?! Würden wir jedes Zusammenkommen gleich „feiern“, wäre dieser enorme Druck doch gar nicht da. Wer weiss überhaupt noch, was der Ursprung dieses Festes ist. Wenn ich an Weihnachten denke, erscheint bei mir schon länger nicht mehr Jesus, Josef, Maria und die Tiere in der Krippe. Ist Weihnachten also noch zeitgemäss? Wir könnten doch einfach zukünftig selbst entscheiden, wie und wann wir feiern wollen?!

Take Away: Stressfreie Familienweihnacht

Ich hoffe, es ist allen klar, dass ich natürlich masslos übertrieben habe 🙂. Wie schon erwähnt, liebe ich die Weihnachtszeit (ich war letztes Jahr im Ausland mit meiner Familie und bin extra zurück geflogen…). Deshalb bin ich der Meinung, man muss da strategisch vorgehen. Hier ein kleiner Überblick, was ich für mich und meine Familie zukünftig umsetzen möchte:

  • Ein Familienmitglied übernimmt abwechslungsweise jährlich die Organisation der Weihnachtsplanung.
  • Bei Grossfamilien mit mehrfachem Anhang sollte eine Bedürfnisliste geführt werden. So darf jeder mal das Datum der Feier bestimmen.
  • Organisation von Adventskalendern und Weihnachtsgeschenken werden frühzeitig terminiert (mit Erinnerung) und wenn möglich schnellstmöglich eingekauft. Wichtig: nicht einfach wegklicken 😉.
  • Outsourcing: Adventskalender und -Kranz einfach fix fertig kaufen oder vom Gotti/Götti oder sonstigen Kontaktpersonen machen lassen 🙂. Man ist überrascht, wie sich die einen darüber freuen.
  • Geschenke abschaffen und maximal auf Wichteln umstellen. Die Wichtel fürs nächste Jahr am gleichen Abend wieder bestimmen (Personen ohne Handy nicht vergessen).
  • Sich für Kindergeschenke innerhalb der Familie absprechen, sodass diese nicht mit Geschenken überflutet werden.
  • Alle Weihnachtsanlässe und Aktivitäten notieren und sich von Jahr zu Jahr für maximal fünf entscheiden.
  • Me time einplanen – Partner und Kinder aus dem Haus schicken und für sich alleine die Weihnachtskerzen anzünden. Etwas Weihnachtsmusik oder Rock (je nach Wunsch) hören und dabei einen Tee (natürlich mit Zimt) trinken oder auch einen Glühwein.
  • Den Weihnachtsabend mit dem Organisator besprechen und so Zeitbomben in Bezug auf die Kinder verhindern.
  • Geschenke vor dem Abendessen öffnen oder wie in anderen Kulturen einfach eine Bescherung zum Frühstück einplanen.
  • Leichten Apéro anbieten, sodass die Kindermägen auch danach noch Platz für das „richtige“ Essen haben. Übrigens auch für die Erwachsenen nicht schlecht.
  • Alte Familienthemen entweder vor dem Weihnachtsabend extra aufnehmen oder sich darauf einigen, dass diese nicht an diesem Abend angesprochen werden.

Nun wünsche ich euch allen eine besinnliche Zeit und hoffe, dass ihr aus meinen Fehlern lernen könnt 😉.

KiMi wünscht viel Freude beim Entdecken und Experimentieren.
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